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Platz für Nachbarn, Chancen für Freunde?

Von Thomas Milkowitsch (Oktober 2022)

Von Beginn der Amtszeit des Kir­chenvorstandes an diskutieren wir über die Zukunft unserer Kirche, wir denken nach und sprechen viel. Im Kir­chenvorstand und mit der Kirchenlei­tung. Es geht um die Gestal­tung der Nachbarschaftsräume: Wer mit wem, was könnte passen, wo sind die Wege kurz, die Synergien groß? Und vor allem, was ist gut für die Gemeinde, worüber freuen sich die Mitglieder, was wird ihnen nicht schmecken? Was ist uns wichtig, was wäre verzichtbar?

Uns war von Anfang an klar, dass Veränderung auf uns zu kommt, aber vieles schien zunächst sehr abstrakt. Wir waren aber immer sehr aufge­schlos­sen und sind optimistisch an die Sache herangegangen. Uns war wichtig, uns auf den Weg zu machen und in Dialog zu kommen.

Der Dekan betonte zwar, dass es gelte, „die Arbeit so umzuorganisieren, dass wir weiterhin das Evangelium kräftig zum Leuchten bringen“. Wichtig sei es, sich frühzeitig nicht nur struk­turell zu organisieren, sondern sich auch inhaltlich gut für die Zukunft aufzustellen. Die Strukturen waren uns nicht das Allerwichtigste. Wichtig ist uns vor allem: Auf wen treffen wir? Wer sind die Menschen, die sich vielleicht die gleichen Gedan­ken ma­chen, die gleichen Be­den­ken haben? Was können wir ge­mein­sam machen? Wie können wir in Zukunft Kirche gestal­ten? Wir haben uns aufgemacht Nach­barn zu suchen und hoffen, Freunde zu finden.

Die Kirche hat dafür das Bild ge­funden, Nachbarschaftsräume zu bil­den sei wie eine Wohngemeinschaft grün­den. Eine WG, in der jede Gemeinde ihr Zimmer hat und wir einige Einrich­tungen gemeinsam nutzen und näher zusammenrücken.

Gespräche mit den benachbarten Gemeinden

Wir haben mit den umliegenden Gemeinden und Kirchenvorständen in Hofheim-Kernstadt, Marxheim, Die­den­bergen, Weilbach, Lorsbach und Hattersheim gesprochen, wir haben uns gegenseitig eingeladen und die Men­schen kennengelernt, die dort Verant­wortung tragen. Es waren spannende Begeg­nungen und interessante Gesprä­che. Wir haben das Gefühl, alle wollen gestalten, eine große Gemeinsamkeit. Es ging um die Fragen, wie groß könnte ein Nachbarschaftsraum sein. Allen war klar, wichtig ist, dass wir gut zusam­men­arbeiten können. Wenn es uns sinn­voller erscheint, wollen wir zu-nächst kleiner denken und nur per­spek­tivisch größer denken. Auch da bestand Konsens. 

Arbeitsgemeinschaft oder Fusion?

Bei der Frage, wie die Gemeinden im Nachbarschaftsraum zusammenarbei­ten wollen – volle Fusion, Arbeitsge­mein­schaft oder Zusammenlegungen von einzelnen Bereichen – waren sich die meisten Teilnehmer einig, dass zunächst die Arbeitsgemeinschaft in Betracht gezogen werden soll. Auch war es allen wichtig, eine offene, lebens­bejahende Kirche zu sein, die alle ein­lädt und in der jede:r zuhause ist. Es ging auch um die Zusammen­set­zung der sogenannten Verkündigungs­teams (Pfarr­dienst, kirchenmusi­ka­lischer und gemeindepädagogischer Dienst) oder die Zusammenführung von Gemein­de­büros. Hier werden noch vie­le Gespräche und Treffen stattfinden müssen. Diese Themen liegen in unse­rer Hand und wir müssen diese gestal-ten. Auch das Dekanat hat keinen „Master-Plan“ und nichts ist in Stein gemeißelt.

Der Kirchenvorstand hat Lust zu gestalten, er erwartet dabei, dass die Kirche flexible Strukturen für die Zu­sammenarbeit im Nachbarschaftsraum ermöglicht und Unterstützung für die Ehrenamtlichen bietet. Einer trage dabei des anderen Last. Die Mitglieder des Kirchenvorstands werden die vielen Impressionen der Gespräche und Tref-fen auf sich wirken lassen und in einer Sondersitzung diskutieren, mit welchen Nachbarn sie sich einen gemeinsamen Nachbarschaftsraum vorstellen kön­nen. Zu der nächsten Sitzung des Kirchenvorstands werden der Dekan und der Präses zu einem Austausch erwartet.

Dann geht es weiter mit unserer „WG“, in der wir Platz für Nachbarn schaffen werden und Raum für Freunde.

Aus dem Auferstehungs-Mosaik 3/2022

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