Übersicht
- Artikel von Stephan Frisch (Juli 2022)
- Artikel von Thomas Milkowitsch (Juli 2022)
- Pressemitteilung des Dekanats Kronberg (Juni 2022)
- Artikel von Thomas Milkowitsch (Nov. 2021)
Auf dem Weg zu Nachbarschaftsräumen
Kirchenvorstandstag im Kinder- und Familienhaus Langenhain
Von Stephan Frisch (Juli 2022)
Die Regionale Ehrenamtsakademie hatte eingeladen: Am Samstag, den 25. Juni, trafen sich von 14:00-18:00 Uhr Kirchenvorsteherinnen und Kirchenvorsteher aus dem gesamten Dekanat Kronberg zu einem Kirchenvorstandstag im Evangelischen Kinder- und Familienhaus in Langenhain. Viele – aber leider nicht alle – Kirchenvorstände sind dieser Einladung gefolgt. Die Krifteler Auferstehungsgemeinde wurde durch ihre Vorsitzenden Thomas Milkowitsch und Pfarrerin Carmen Schneider sowie Christa Spinczyk, Dr. Matthias Gärtner und Stephan Frisch vertreten.
Schmerzhafte Einschnitte
Thema der Veranstaltung sollte die Ausgestaltung des Zukunftsprozesses ekhn2030 im Dekanat Kronberg sein. Präses Dr. Volkmar Oberklus begrüßte die Anwesenden bei schönstem Wetter auf dem wunderbaren Außengelände des Kinder- und Familienhauses. Wie Propst Oliver Albrecht in seiner anschließenden Ansprache stimmte er die Kirchenvorstände auf Einschnitte im kirchlichen Leben ein. „Dabei werden wir uns von bestimmten kirchlichen Handlungsfeldern verabschieden müssen, da sie auf der Fläche nicht überall möglich sind. Und das wird schmerzhaft“, so Albrecht.
Im Anschluss an die Ansprachen standen Gespräche zwischen den Vertretern der einzelnen Gemeinden auf dem Programm. In verschiedenen Formaten sollten sich die Kirchenvorstände in Kleingruppen „beschnuppern“. Fragestellungen sollten sein:
- Woher kommen wir?
- Was bringen wir mit?
- Was macht uns aus?
- Wen treffen wir?
- Was erwartet uns?
- Wie wollen wir weitergehen?
Da leider die uns geografisch am nächsten gelegenen Gemeinden aus Hofheim (Johannesgemeinde) und Hattersheim keine Vertreter zum Kirchenvorstandstag geschickt hatten, traf die Krifteler Delegation in den verschiedenen Runden immer wieder auf die Kirchenvorstände aus Marxheim und Diedenbergen-Weilbach (die beiden Kirchengemeinden kooperieren bereits eng miteinander), später auch auf den Lorsbacher KV. Die Gespräche waren eine „Bestandsaufnahme“ im Hinblick auf auf mögliche Kooperationen.
Anregende Gespräche
Die Kirchenvorstände stellten – zum Teil mit mitgebrachten Gegenständen – ihre Kirchengemeinde und auch ihre Kommune vor und erläuterten die Schwerpunkte ihrer Arbeit, aber auch die Probleme, wie sie zum Beispiel durch die Pandemie verursacht wurden. Wir Krifteler hatten – natürlich – Erdbeeren und einen Apfel im Gepäck, haben aber auch das herausragende zivilgesellschaftliche Engagement betont, das die Gemeinde Kriftel auszeichnet. Für das gemeindliche Leben in der Auferstehungsgemeinde wurde insbesondere die Konfirmandenarbeit hervorgehoben, die immer wieder neue Jugendliche für die Mitwirkung am Gemeindeleben – sei es als Teamer oder auch für die Jugendarbeit – begeistert.
Ebenso haben die anderen Kirchengemeinden ihre Vorzüge dargestellt. So hat der Marxheimer Kirchenvorstand die Zusammenarbeit mit den Pfadfindern des Stammes „Dietrich von Bern“ hervorgehoben. Die Gemeinde Diedenbergen-Weilbach berichtete über ihre schon bestehende Kooperation, z.B. die Zusammenlegung der Gemeindebüros. Es waren sehr anregende und angenehme Gespräche, die Lust auf eine Vertiefung machten.
Im Anschluss an diese „Einzelgespräche“ sprach noch einmal Propst Albrecht, der erzählte, dass er noch ein anderes Dekanat besuchen müsse, das es versäumt hat, eine Veranstaltung wie diesen Kirchenvorstandstag anzubieten, bei dem sich die Gemeinden näherkommen können. Entsprechend dankte er den hiesigen Organisatoren dafür.
Aufgelockert wurde das Programm des Tages durch Sketche des Theaters „Traumfänger“ und durch beschwingte Musik eines Duos, bestehend aus dem Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp an der Gitarre und Präses Dr. Volkmar Oberklus am Keyboard.
Zum Abschluss dankte auch der Dekan den Veranstaltenden, allen voran der Ehrenamtsakademie, für die Durchführung des KV-Tages, bevor das o.g. Duo das Schlusslied mit dem passenden Titel „Weise uns den Weg, Gott, geh mit“
(EG+ 152) anstimmte.
Aus dem Auferstehungs-Mosaik 2/2022
Quo vadis, Auferstehungsgemeinde?
Erste Schritte auf dem Weg zur Bildung eines Nachbarschaftsraums
Von Thomas Milkowitsch (Juli 2022)
ekhn 2030 beschäftigt den Kirchenvorstand seit fast einem Jahr. Wie berichtet, sehen wir uns zukünftig mit Einschränkungen konfrontiert. Einschränkungen aufgrund zurückgehender Mitgliederzahlen und zurückgehender Zahl von Pfarrpersonen. Auf den ersten Blick sieht das nach einem Sparprogramm aus. Laut Kirchenpräsident Jung solle der Prozess nicht allein als Sparmaßnahme, sondern als „Prozess der Kirchenentwicklung“ verstanden werden. Er solle an den Gedanken geknüpft werden, in der Kirche „Licht und Luft zum Glauben“ zu schaffen.
Der Vorsitzende des Kirchenvorstands sieht sich auch nicht als Sparkommissar. Dem Auftrag der Kirchenleitung folgend, hat sich der Kirchenvorstand daher in seinen Sitzungen die Frage gestellt, was ist uns wichtig für die Zukunft der Auferstehungsgemeinde, wo können wir Licht und Luft zum Glauben schaffen. Der Kirchenvorstand hat dabei die „Schätze unsere Gemeinde” aufgezeigt. Dem Vorstand ist es wichtig, „die Kirche im Dorf zu lassen” und versteht sich als eng mit der Kommune, den Vereinen und dem hohen ehrenamtlichen Engagement verbunden und verpflichtet.
Der Kirchenvorstand hat entschieden, diese Herausforderung beherzt anzunehmen und will die Entscheidung, mit welchen Gemeinden er einen Nachbarschaftsraum bilden möchte und wie intensiv die Zusammenarbeit darin ausgestaltet sein soll, aktiv mitgestalten.
Besuche bei den Nachbargemeinden
Mit Pfarrerin Carmen Schneider habe ich die Nachbargemeinden (die Johannesgemeinde in Hofheim, die Thomasgemeinde in Hofheim-Marxheim und die Kirchengemeinde Hattersheim) besucht und erste Kennenlerngespräche unter dem Eindruck von 2030 geführt. Es waren schöne und interessante Gespräche. Wir haben uns ausgetauscht, was den Menschen in den Nachbargemeinden wichtig ist, in welchen Bereichen Gemeinsamkeiten bestehen und in welchen Bereichen man zusammenarbeiten kann.
Begegnungen beim KV-Tag
Im Kirchenvorstand haben wir von unseren Eindrücken berichtet und beschlossen, zwei Gemeinden einzuladen, damit sich die Kirchenvorstände kennenlernen und austauschen sowie Vertrauen schaffen können. Ein erstes Treffen fand auf dem Kirchenvorstandstag statt. Für den 29. Juni – nach dem Redaktionsschluss für diesen Gemeindebrief – haben wir die Kirchenvorstände aus Marxheim und Diedenbergen-Weilbach zu uns in die Auferstehungskirche eingeladen, um die Gespräche, die auf dem Kirchenvorstandstag geführt wurden, weiter zu vertiefen. Über den Fortgang der Gespräche werden wir Sie in der nächsten Ausgabe des Auferstehungs-Mosaiks informieren.
In den nächsten Sitzungen des Kirchenvorstands wird weiter beraten werden und in der Oktobersitzung erwarten wir den Präses und den Dekan. Unser Ziel ist es, die Voraussetzungen für die Bildung eines Nachbarschaftsraumes zu schaffen.
Aus dem Auferstehungs-Mosaik 2/2022
Das Evangelische Dekanat Kronberg bereitet sich auf die Zukunft vor
Die Dekanate und Kirchengemeinden der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) beschäftigt derzeit der Zukunftsprozess „ekhn2030“. Präses Dr. Volkmar Oberklus und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp berichten im Interview, wie das Dekanat Kronberg sich darauf vorbereitet.
Das Projekt trägt den sinkenden Kirchenmitgliederzahlen und den damit verbundenen niedrigeren Kirchensteuereinnahmen sowie dem fehlenden Pfarrernachwuchs Rechnung. Dies soll landeskirchenweit unter anderem durch den Zusammenschluss einzelner Kirchengemeinden in Nachbarschaftsräume mit gemeinsamen Verkündigungsteams sowie durch eine Reduzierung der Aufwendungen für den Gebäudebestand umgesetzt werden. Angesichts der prognostizierten Mitgliederentwicklung sollen die jährlichen Ausgaben der EKHN ausgehend vom Jahr 2020 mit rund 700 Millionen Euro um 140 Millionen Euro ab dem Jahr 2030 gesenkt werden.
Dem Dekanatssynodalvorstand (DSV) als leitendem Gremium ist es wichtig, diesen Prozess frühzeitig anzugehen und zu begleiten. Mitglieder des DSV – darunter der neue Präses Dr. Volkmar Oberklus und Dekan Dr. Martin Fedler-Raupp – besuchen daher seit Ende Januar nacheinander alle 30 Kirchengemeinden im Dekanat Kronberg. Mit dabei sind meistens die Leiterinnen des kirchenmusikalischen oder gemeindepädagogischen Dienstes. Denn die zu bildenden Verkündigungsteams in den Nachbarschaftsräumen sollen in Zukunft aus Pfarrpersonen sowie aus Mitarbeitenden des kirchenmusikalischen und gemeindepädagogischen Dienstes bestehen. Auf diese Weise soll trotz geringerer finanzieller und personeller Ressourcen auch weiterhin eine flächendeckende kirchliche Versorgung sichergestellt werden.
Bis Ende 2023 sollen sich die Kirchengemeinden zu Nachbarschaftsräumen zusammen finden, bis Mitte 2026 müssen diese ein gemeinsames Konzept zur Nutzung ihrer Gebäude entwickeln. Denn die gesamtkirchlichen Zuwendungen für die Baulasten müssen bis 2030 um 20 Prozent reduziert werden. Die Kirchengemeinden sind also dazu aufgefordert, ihre Baulasten bzw. ihren Gebäudebestand zu reduzieren oder alternative Finanzierungs- und Nutzungsmodelle zu entwickeln.
„Das Dekanat sieht sich hierbei als Dienstleister. Wir sehen die Notwendigkeiten, was etwa den Gebäudebestand betrifft. Wesentlich ist für uns dabei eine frühzeitige Einbindung der Kirchengemeinden. Wir müssen für einen transparenten Prozess sorgen, um die Akzeptanz zu fördern“, berichtet Präses Dr. Volkmar Oberklus. „Als DSV ist es uns wichtig, dass die Bildung der Nachbarschaftsräume so reibungslos wie möglich von statten geht, damit die Kirchengemeinden ihrem eigentlichen Auftrag nach draußen gerichtet nachkommen können: nämlich Gottesdienste, Seelsorge und Bildung anzubieten“, so Dekan Dr. Fedler-Raupp. Für das Dekanat Kronberg wurde eine entsprechende Konzeption entwickelt. „Eine ihrer Kernaussagen ist, dass nur lebendige Vor-Ort-Gemeinden lebendige Nachbarschaftsräume bilden können“, führt Oberklus weiter aus. „Das eigene Profil der Kirchengemeinden soll erhalten bleiben. Ein Nachbarschaftsraum soll kein profilloser Gemeindekörper werden, sondern ein Zusammenschluss mehrerer Kirchengemeinden mit eigenem Profil, die sich in ihrer Arbeit gegenseitig stützen und ergänzen“, so Fedler-Raupp. „Ortsgemeinden bleiben damit auch Kern christlichen Lebens. Denn dort ist es, wo noch Bindungen zur Kirche entstehen und gepflegt werden können – zum Beispiel in der KiTa oder beim Konfirmandenunterricht“, erzählt Oberklus.
Die ersten Gespräche zwischen den Kirchenvorständen der Gemeinden finden jetzt statt. Um eine weitere Plattform für den Austausch und das gegenseitige Kennenlernen zu bieten, veranstaltet die Regionale Ehrenamtsakademie am 25. Juni einen Kirchenvorstands-Tag zum Thema „ekhn2030“, zu dem alle Kirchenvorsteher:innen im Dekanat eingeladen sind. „Die bisherigen Überlegungen zur Bildung von Nachbarschaftsräumen schwanken zwischen 4.000 und 9.000 Gemeindegliedern. Es wird also voraussichtlich acht bis zehn Nachbarschaftsräume im Dekanat geben“, so Fedler-Raupp weiter. „Wichtig ist uns, dass eine klare Zuordnung der Pfarrpersonen zu den Gemeinden erhalten bleibt. Zu Ende 2029 werden wir den Bestand von jetzt 34 auf 22,5 Pfarrer:innen reduzieren müssen. Aufgrund von Berufsbiographien und Ruhestands-Versetzungen sind wir optimistisch, dass wir diese Zahl ohne große Härten erreichen werden. Wir schauen dann, wie wir gemeinsam mit den Gemeinden und Nachbarschaftsräumen die noch aktiven Pfarrer:innen den Nachbarschaftsräumen zuordnen.“
„Im DSV haben wir diskutiert, wo es hingehen soll und mehrere Themen als problematisch angesehen. Das bereits erwähnte Profil der Kirchengemeinde vor Ort, das erhalten bleiben soll, ist eins davon. Ein weiteres ist die Frage der Pfarrerzentrierung. Sie ist für viele Kirchengemeinden das Herzstück. Muss sie im Verkündigungsteam aufgebeben werden? Aus unserer Sicht müssen für die Ortsgemeinden auch dann erkennbare Bezugspersonen etabliert werden“, so Oberklus. Ein Ziel des Dekanats in diesem Prozess ist daher die Stärkung des Ehrenamts. „Klar ist: Um die Qualität der Arbeit vor Ort zu sichern, ist es wichtig, dass wir in allen Bereichen auf die Ehrenamtlichen zählen können. Die Lektor:innen, Prädikant:innen, nebenamtlichen Kirchenmusiker:innen sind wesentlich für das Gemeindeleben vor Ort. Deren Einsatz brauchen wir, um die Qualität des Gottesdienst-Angebotes bei geringerem Pfarrpersonal aufrechterhalten zu können“, betont Fedler-Raupp.
„Ein großes Thema für die Kirchengemeinden – praktisch und emotional – ist natürlich der Gebäudebestand. Bei mehr als 100 kirchlichen Gebäuden im Dekanat ist das ein sehr komplexer Bereich“, erzählt Oberklus. „Der durch gesamtkirchliche Mittel geförderte, umbaute Raum wird in Zukunft so berechnet, dass ein Quadratmeter für 25 Gemeindeglieder als Versammlungsfläche zur Verfügung steht. Der Kirchraum und das Pfarrhaus sind davon ausgenommen. Bei 1.000 Gemeindeglieder wären das 40 Quadratmeter. Wenn die Kirchengemeinden andere Finanzierungsquellen erschließen, dürfen sie aber mehr Raum nutzen. Dieser wird nur nicht mehr durch die EKHN gepflegt, beheizt und renoviert“, ergänzt Fedler-Raupp. Gemeinsame Nutzungen von Versammlungsflächen zum Beispiel mit Kommunen, der katholischen Kirche oder zivilgesellschaftlichen Organisationen sind weitere Möglichkeiten, die von der Landeskirche aufzeigt werden. „Im Hinblick auf die Gemeindebüros ist es uns wichtig, dass überall vor Ort die Ansprechbarkeit erhalten bleibt. Denn dies ist eine wichtige Funktion des gemeindlichen Lebens. Im Nachbarschaftsraum soll eine Zentralisierung der Verwaltung erfolgen. Aber es besteht die Möglichkeit, Filialen in den Gemeinden zu bilden“, hebt Fedler-Raupp hervor.
„Dass die EKHN den Gemeinden empfiehlt, von der Vollversorgung von vornherein Abstand zu nehmen, haben wir im DSV ebenfalls als sehr kritisch gesehen. Wir sehen auch realistisch, dass man zwar nicht alles anbieten kann. Aber es soll gemacht werden, was möglich ist. Oder auf Alternativangebote hingewiesen werden. Die Kirchengemeinde soll den Menschen weiterhin in seiner Gesamtheit betrachten und Ansprechpartnerin für alle Altersgruppen und Lebenssituationen sein. Die Offenheit für Dinge als Möglichkeit des Zusammenseins soll bestehen bleiben. Denn das macht Kirche aus“, betont Oberklus.
Pressemitteilung des Evangelischen Dekanats Kronberg (Juni 2022)
Zukunftsprozess ekhn2030
Herausforderungen durch weniger Pfarrerinnen, Pfarrer und Mitglieder
Von Thomas Milkowitsch (November 2021)
Am 1. September hat unsere sechsjährige Amtszeit als wiedergewählte oder neue Kirchenvorstände begonnen. Wir haben unsere Arbeit mit Freude und Mut aufgenommen und stellen uns diesen spannenden Herausforderungen.
Eine besondere Herausforderung ist die Zukunft unserer Kirche in Hessen und Nassau (EKHN). Eine Studie prognostiziert, dass mit einem deutlichen Mitgliederrückgang zu rechnen ist: Bis 2030 rund 1,2 Millionen Mitglieder gegenüber 1,5 Millionen heute, bis 2060 eine Halbierung der Mitgliederzahlen. Wichtigste Ursache ist neben der demographischen Entwicklung das Aus- und Eintrittsverhalten, insbesondere von Mitgliedern im Alter von 20 bis 35 Jahren. Eine Phase, in der viele ins Erwerbsleben eintreten und erstmals Kirchensteuer zahlen, aber kirchliche Angebote selten in Anspruch nehmen.
Doch welche Lösungen hat die EKHN für diesen nachhaltigen Transformationsprozess? Im Herbst 2019 hat die Synode der EKHN die Debatte über einen neuen Zukunftsprozess eröffnet. Er soll die evangelische Kirche über das Jahr 2030 hinausführen. Das Projekt mit dem Namen „ekhn2030“ soll dabei die künftige gesellschaftliche Situation ebenso wie die Mitgliederentwicklung und deren Folgen in den Blick nehmen.
Infoveranstaltung mit KP Jung
Am 3.11.2021 fand die dritte Online-Veranstaltung zu ekhn2030 mit Kirchenpräsident Dr. Volker Jung statt. Mehr als 450 Vertreterinnen und Vertreter aus den Kirchengemeinden nahmen teil. Es entstand eine lebhafte Diskussion um die Fragen: Einsparprozess oder Kirchenentwicklung, Kommunikation des Evangeliums, Mitgliedergewinnung, Gemeinwesenorientierung und Regionalentwicklung. Die Vortragenden machten deutlich, dass nach sorgfältiger Kalkulation Möglichkeiten gesucht werden müssen, die jährlichen Ausgaben von rund 700 Millionen Euro um 140 Millionen Euro im Jahr 2030 zu reduzieren.
Wir werden ca. 1/3 weniger Pfarrerinnen und Pfarrer haben, wir stehen vor einer hohen Baulastunterhaltung für unsere Kirchen und Gemeindehäuser.
Ein wichtiges Vorhaben ist es, die Kommunikation in der Jungend- und Familienarbeit besser anzupassen. Der Alltag junger Menschen sei „hybrid“ zwischen digitaler und analoger Begegnung, bei der mobile Kommunikation überall und jederzeit selbstverständlich sei. Konkrete Handlungsempfehlungen und Perspektiven sollen der Synode im November 2021 vorgelegt werden.
Neue Nachbarschaftsräume
Ebenfalls finde ich es unterstützenswert, unsere Verwaltung konsequent zu digitalisieren. Verwaltungsstrukturen und -prozesse müssen „neu gedacht“ werden mit dem Ziel einer effizienteren Verwaltung, um Pfarrerinnen und Pfarrer und Mitarbeitende in den Gemeindebüros zu entlasten und mehr Zeit für die Arbeit mit und für die Gemeindemitglieder zu haben.
Für die regionale Zusammenarbeit und Vernetzung wird vorgeschlagen, dass sich die Gemeinden eines Dekanats zukünftig zu Nachbarschaftsräumen mit einem Verkündigungsteam aus mehreren Hauptamtlichen (Pfarrerinnen und Pfarrern, Gemeindepädagoginnen und -pädagogen und/oder Kirchenmusikerinnen und -musikern) zusammenschließen, wobei auch die Gemeinwesenarbeit bedacht wird. Ein regionales Konzept für die gemeinsame Nutzung von Gebäuden müsste den Überhang an Versammlungsflächen, die langfristig kaum zu unterhalten sind, reduzieren.
Das sind spannende Vorschläge für die Behandlung von Symptomen. Klar ist, wir müssen sparen, und ein intelligentes, effizientes und ökologisches Baumanagement ist erforderlich. Wir müssen mit den Folgen des Rückgangs von Pfarrerinnen, Pfarrern und Mitgliedern klarkommen. Jedoch was sind die Ideen und die Vorschläge gegen das Austrittsverhalten? Was tun wir gegen den erwarteten Mangel an Hauptamtlichen? Wie wird der Pfarrberuf als Berufung, die mit Leidenschaft für die Kommunikation des Evangeliums ausgestaltet ist, und die EKHN als attraktive Arbeitgeberin fit für die Zukunft gemacht? Kirche muss handlungsfähig sein und die Kirchengemeinden müssen ihre gemeinwesen- und mitgliederorientierte Ausrichtung stärken. Das geht nur, wenn die Pfarrerinnen und Pfarrer und die Mitarbeitenden vor Ort sind, ansprechbar sind und sich Zeit nehmen können. So kann Kirche als starker Teil und Partner der Zivilgesellschaft in all ihren vielfältigen Formen wahrgenommen werden.
Aus dem Auferstehungs-Mosaik 4/2021