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Glaube und Gesellschaft

Religiös geprägte Menschen zufriedener mit Demokratie

Kirche und Gesellschaft

Kirchen und ihre Gemeinden bieten Menschen Orte und Ressourcen für soziales, den gesellschaftlichen Zusammenhalt förderndes Engagement und soziale Vernetzung

Gibt es einen Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilen? Das hat jetzt eine EKD-Studie beleuchtet. Tatsächlich hat sich gezeigt, dass vor allem die religiöse Prägung dazu beitragen kann, vom Durchschnitt abzuweichen.

Haben Kirchenmitglieder mehr oder weniger Vorteile gegenüber Geflüchteten oder Gläubigen anderer Religionen? Wie steht es um ihre Zustimmung zur Demokratie? Zu diesen Fragen sind im Frühjahr 2022 die Ergebnisse der interdisziplinären Studie „Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung“ erschienen, mit der die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) den Zusammenhang zwischen Kirche und politischer Kultur untersuchen ließ.

Weniger Vorurteile und zufriedener mit der Demokratie

„Die Studien stellen fest, dass Menschen, bei denen der Glaube im Leben eine zentrale Rolle einnimmt, weniger Vorurteile haben – gegenüber Geflüchteten, Muslim:innen und anderen Gruppen, aber stärkere Vorurteile gegenüber sexueller Vielfalt als die Bevölkerung im Durchschnitt“, so Privatdozentin Hilke Rebenstorf, die als Wissenschaftliche Referentin für Kirchensoziologie am SI den Forschungsverbund federführend begleitet hat. Zudem zeigen die Ergebnisse, dass religiös geprägte Menschen leicht überdurchschnittlich von der Angemessenheit der Demokratie überzeugt sind, ein überdurchschnittliches Einverständnis mit dem Grundgesetz haben und deutlich zufriedener mit der Demokratie sind.

Religiöse Prägung macht den Unterschied, nicht die Mitgliedschaft

Die Studie macht aber auch deutlich, dass im Durchschnitt die Kirchenmitglieder nicht weniger oder mehr Vorurteile als nichtreligiöse Menschen haben. Konkrete Unterschiede werden erst sichtbar, wenn man das spezifische Verhältnis der Kirchenmitglieder zur Religiosität betrachtet und die Art der Vorurteile differenziert. „Kirchenmitglieder sind im Hinblick auf ihre Vorurteile grundsätzlich ein Spiegelbild der Gesellschaft“, erklärt der Vizepräsident des Kirchenamtes der EKD, Horst Gorski. Dennoch unterscheiden sich die Kirchenmitglieder untereinander und diese Unterschiede haben auch mit unterschiedlicher Religiosität und unterschiedlichen Praktiken zu tun. Das stelle die Gemeinden vor die Aufgabe, ihre Arbeit so auszurichten, dass Aufgeschlossenheit gestärkt und Vorurteile abgebaut würden. Umso wichtiger sei es, dass Gemeinden sich auch mit politisch-kulturellen Themen auseinandersetzen: „Kirchengemeinden ermöglichen ein Miteinander unterschiedlicher theologischer und gesellschaftspolitischer Haltungen und haben dadurch ein hohes integrierendes Potential“, so Gorski. Zugleich bedeute es für Gemeinden aber auch eine große Herausforderung, diese Potentiale zu heben.

Beitrag der evangelischen Kirche zur demokratischen Kultur

Bei der Vorstellung der Studie „Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung“ äußerte sich auch Johann Hinrich Claussen, der Kulturbeauftragte des Rates der EKD: „Die evangelische Kirche ist Teil der Gesellschaft. Politische und soziale Spannungen, die Deutschland durchziehen, prägen auch das Gespräch in der evangelischen Kirche. Deshalb besteht eine wichtige Aufgabe unserer Kirche darin, gute Gespräche darüber zu gestalten, worauf wir uns einigen sollten und wo wir uns abgrenzen müssten. Das ist ein wichtiger Beitrag der evangelischen Kirche zur demokratischen Kultur in Deutschland.“

Hintergrund zur Studie

In der interdisziplinären Studie eines Forschungsverbundes wurde drei Jahre lang der Zusammenhang zwischen Kirchenmitgliedschaft, Religiosität, politischer Kultur und Vorurteilsstrukturen anhand dreier Teilprojekte aus verschiedenen sozialwissenschaftlichen Perspektiven beleuchtet. Die Studie war von der Synode der EKD initiiert und vom Rat gefördert worden und wurde durch das Sozialwissenschaftliche Institut der EKD (SI) begleitet.

EKD-Studie: Zwischen Nächstenliebe und Abgrenzung


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